Deutschland / Bad Hersfeld
Bad Hersfelder Festspiele 2025
05. - 08.08.25 | 4-tägige Bahnreise Festspiel-Programm: "Sommernachtsträume", "Die Räuber" und "Wie im Himmel"
Mit der Bahn fahren Sie von Hannover oder Hämelerwald nach Bad Hersfeld. Das Taxi bringt Sie vom Bahnhof zum Hotel am Kurpark. Nun haben Sie Zeit zum Ausruhen oder für einen Bummel durch den berühmten Kurpark. Gern nimmt Sie Ihr Reiseleiter am Nachmittag mit auf einen Spaziergang durch die Bad Hersfelder Innenstadt.
Nach dem Abendessen (Kaltes & Warmes Buffet) spazieren Sie - wenn Sie das Schauspiel "Sommernachtsträume" gebucht haben - die ca. 800 m zur Ruine der Stiftskirche, wo die Vorführung um 20:30 Uhr beginnt.
Mittwoch, 06.08.2025
Den heutigen Tag können Sie individuell genießen. Wer sich auf spielerische Art mit der deutschen Sprache beschäftigen möchte, findet dazu Gelegenheit im WORTREICH. Oder lieber doch Shopping in der Innenstadt?
Genießen Sie dann das Abendessen im Hotel am Kurpark vor dem Schauspiel "Die Räuber" mit der Musik von Die Toten Hosen in der einzigartigen Atmosphäre der Stiftsruine. Danach wartet die Stammkneipe oder die Hotelbar zum Abendschoppen - wenn Sie mögen.
Donnerstag, 07.08.2025
Auch am heutigen Tag können Sie entspannen, den vor dem Hotel liegenden Kurpark der Jahreszeiten besuchen oder durch die Stadt Bad Hersfeld bummeln.
Genießen Sie dann das Abendessen im Hotel am Kurpark vor dem Schauspiel mit Musik "Wie im Himmel" in der unvergleichlichen Atmosphäre der Stiftsruine.
Freitag, 08.08.2025
Nach dem Frühstücksbuffet bringt Sie das Taxi wieder vom Hotel am Kurpark zum Bahnhof und Sie fahren mit der Bahn zurück nach Hannover oder Hämelerwald.
-Änderungen vorbehalten -
Theseus, der Herzog von Athen beschließt, die Amazonenkönigin Hippolyta zu heiraten. Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten lädt er die gesamte Verwandtschaft ein. Ein Orchester soll aufspielen. und die Handwerker des Palastes sollen zur Feier des Tages ein Theaterstück auf die improvisierte Bühne bringen.
In der Nacht vor der Hochzeit finden sich die Bewohner des Palastes in einer fantastischen Traumwelt wieder, verwandeln sich in Fabelwesen und begegnen sich in ihren Träumen. Der Fürst irrt als Oberon, der Herr der Elfen, durch die Wälder, auf der Suche nach seiner Geliebten Titania. Vier verzogene junge Leute der viktorianischen High Society, Hermia, Lysander, Helena, und Demetrius verlieben, duellieren und entlieben sich, und inmitten überbordender Liebesträume versuchen die Handwerker verzweifelt, ihr neues Stück zu proben, geraten aber immer mehr zwischen die Fronten der Liebeswütigen. Der Kobold Puck treibt seinen Schabernack. So kommt es am Ende, dass nicht nur Hermia, Helena, Demetrius und Lysander immer irrsinnigere emotionale Verwirrspiele erleben, sie begegnen auch Menschen, die man eigentlich in anderen Shakespeare-Inszenierungen findet.
Joern Hinkel bringt seine Fassung mit viel Musik, die eigens von Jörg Gollasch komponiert wird auf die Bühne. Es wird das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele unter der Leitung von Christoph Wohlleben spielen.
Schon der Titel „Sommernachtsträume“ deutet an, dass Joern Hinkel die ohnehin irrwitzige Geschichte in seiner Fassung noch pikanter machen wird. „In der neuen Hersfelder Fassung haben sich eine Vielzahl anderer Shakespeare-Charaktere im Wald verirrt, die wir aus anderen Stücken kennen. Das Stück ist eine Hymne auf die Liebe und eine Hymne auf das Theater. Es strotzt nur so vor skurrilen Einfällen, erotischer Fantasie, unerwarteten Wendungen, feinsinniger Melancholie und fanatischer Komik, die man weiterspinnen kann.“
Bei den Bad Hersfelder Festspielen war „Ein Sommernachtstraum“ die erste Komödie, die überhaupt gezeigt wurde. 1961 inszenierte der damalige Intendant William Dieterle das Stück und zeigte es in fünf aufeinanderfolgenden Jahren. Danach konnte man „Ein Sommernachtstraum“ in den Jahren 1983, 1992, 2004, 2005 und 2015 sehen.
Joern Hinkel inszenierte die Komödie also genau vor 10 Jahren auf der „Spielwiese“ hinter der Apsis der Stiftsruine schon einmal. Es war seine erste Regiearbeit in Bad Hersfeld. Aus der Arbeit mit Profis und Amateuren ist u.a. die Jugendtheatergruppe „Sommernachtsträumer e.V.“ entstanden.
Ein Stück wie ein Orkan! Die Geschichte zweier ungleicher Brüder: Der benachteiligte Franz lehnt sich gegen den Vater auf und übt Rache am geliebten, bevorzugten Bruder Karl. Ein erbitterter Kampf um Macht, Freiheit und Vergeltung entbrennt.
In Friedrich Schillers „Räubern“ wird gebrandschatzt, gemordet, vergewaltigt. - Die Uraufführung in Mannheim sorgte 1782 für einen der größten Skandale der Theatergeschichte. „Das Theater glich einem Irrenhause", berichtete ein Freund Schillers, „geballte Fäuste, Aufschreie im Zuschauerraum, fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Tür." Schiller musste die Stadt verlassen, doch das Stück war in aller Munde und machte den Autor über Nacht berühmt.
Gil Mehmert inszeniert "Die Räuber" mit Musik der Band Die Toten Hosen in der Stiftsruine! Punkrock als Musikrichtung war immer Ausdruck einer Gegenkultur, die bestehende Normen in Frage stellt – ähnlich wie der Sturm und Drang, als dessen wesentlicher Vertreter Schiller gilt. Diese Epoche ist geprägt von der Auflehnung gegen die Vätergeneration und stellt vorgelebte Muster von Autorität radikal infrage. Sie wird angetrieben von dem Verlangen nach individueller Freiheit und einem Leben außerhalb des konventionellen Gesellschaftsbilds.
„Die Zusammenrottung von Outsidern in Karl Moors Bande hat erstaunliche Parallelen zum jahrzehntelangen Output der Toten Hosen" meint Regisseur Gil Mehmert. „Intelligenter Punkrock mit politischen Inhalten, die sich an der bundesrepublikanischen Gesellschaft abarbeiten, prägen das Œuvre der Band, die ähnlich wie Schiller als stilprägend für ihr Genre gilt."
Ein einmaliges Ensemble aus Schauspielerinnen, Schauspielern, Musical-Darstellerinnen und -Darstellern wird, unterstützt von einer fünfköpfigen Rockband, bekannte und weniger bekannte Songs der Toten Hosen in Schillers Klassiker einbinden und die Geschichte neu interpretieren.
„Es liegt nahe, dieses ur-deutsche Drama und seine Protagonisten mit den Songs der deutschen Band Die Toten Hosen zusammen zu bringen", sagt Mehmert, „Ich möchte eine Inszenierung kreieren, in der Schillers mitreißendes, bahnbrechendes Werk durch ihre Songs erweitert, ergänzt oder konterkariert wird und dadurch neue emotionale Räume öffnen."
Gil Mehmert, der in der Bad Hersfelder Stiftsruine zuletzt das Publikum mit seinen Inszenierungen von „Cabaret", „Hair" oder der Uraufführung von „Goethe!" mitriss, verwandelt den Kirchenraum mit seiner für ihn typischen energetischen, musikalisch-choreografischen Regie-Handschrift zu einem einmaligen Schauplatz für Schillers Helden und Antihelden: „Die Räuberbande erobert sich die Stiftsruine wie autonome Freiheitskämpfer, die das Kirchenschiff für sich besetzen wollen", betont der Regisseur. „Die Stiftsruine ist dabei weniger eine Kulisse oder Hintergrund, sondern wird selbst zum Ort des Geschehens."
„Energiegeladen und nahbar, voller Menschlichkeit, toller Musik und Liebe fürs Detail“, hieß es in einer Kritik nach der Premiere von „Wie im Himmel“ Im vergangenen Sommer. Und weiter:
„Das Stück setzt vor allem auf tiefe Emotionen, Symbolik und musikalische Gänsehaut-Momente. Diese sind vor allem dem 40 Sängerinnen und Sänger starken Chor zu verdanken, von dessen Performance sich das Publikum nur allzu gerne abholen und mitreißen ließ.“ Standing Ovations und Begeisterungsstürme in fast jeder Aufführung.
Helena Charlotte Sigal und Henry Arnold erhielten für die Darstellung ihrer Rollen Lena und Daniel den Großen Hersfeldpreis 2024 der Stadt Bad Hersfeld und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine. Die Jury, bestehend aus Kritikern namhafter Medien, vergab darüber hinaus einen der beiden Hersfeldpreise 2024 an den Chor in Joern Hinkels Inszenierung. Die Jury begründete: „Helgo Hahn hat die 44 Sängerinnen und Sänger aus Hersfelder Chören zusammengestellt und zu einem harmonischen Ensemble zusammengeführt. Der Chor berührt und überzeugt nicht nur musikalisch, sondern auch durch seine choreographische und stimmungsvolle Darstellung der Einwohner des schwedischen Dorfes. Durch seine herausragende Leistung werden Grenzen zwischen Amateuren und Profi-Darstellern aufgehoben. Der Chor wird zur tragenden Säule des Abends.“
„Wie im Himmel“ ist die Geschichte des weltberühmten Dirigenten Daniel Daréus, der sich nach einem Herzinfarkt im Winter in sein schwedisches Heimatdorf zurückzieht. Hier lässt er sich dazu überreden, den Kirchenchor zu dirigieren. Dabei wird ihm wieder bewusst, was ihm Musik einmal bedeutet hat und was im Leben wirklich wichtig ist.
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Die Stiftsruine ist heute die größte romanische Kirchenruine der Welt. Sie misst 102,8 Meter von Osten nach Westen, das Querschiff ist 55 Meter und das Kirchenschiff 46,8 Meter lang. Der Querschiffbogen erreicht eine Höhe bis zu 22,5 Metern.
Die Bühne breitet sich auf 60 m Länge mit 1.400 m² im Querschiff aus. Sie wird - wie auch die rund 1.300 Zuschauer fassende Tribüne - in jedem Frühjahr in und auf die alten Gemäuern gebaut und nach Ende der Saison im August wieder abgetragen. Aus Gründen des Denkmalschutzes dürfen die Einbauten nicht das ganze Jahr über in der Ruine bleiben.
Im Jahre 1968 fügte der Architekt Frei Otto, der später für seine Konstruktion des Daches im Olympiastadion München berühmt wurde, der Kirchenruine ein mobiles Dach hinzu. Es kann innerhalb weniger Minuten so ausgefahren werden, dass die Zuschauerränge vollständig vor Regen und Sturm geschützt sind. Die Schauspielerinnen und Schauspieler allerdings müssen dem Wetter trotzen - was sie seit 1951 auch fast immer getan haben. Nur ein einziges Mal - im August 2009 - musste bislang eine Vorstellung wegen extremen Regenfällen abgesagt werden.
Die Idee an diesem Ort Theater zu spielen, hat eine lange Tradition. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzen die Hersfelder Bürger die Ruine als Veranstaltungsort für Konzerte, Feiern, Lesungen und politische Kundgebungen. Später gab es hier vaterländische Spiele, Romanadaptionen und frühe Filmvorführungen. Aufbauend auf dieser Laienspieltradition versuchte der Direktor des Hersfelder Gymnasiums, Konrad Duden um 1896 Volksfestspiele zu etablieren. Seine Initiative scheiterte zwar, führte aber zur Gründung des Festspielvereins Hersfeld e.V. im Jahr 1902. Auf dem Spielplan standen bis 1939 vor allem Stücke mit regionalem Bezug, die eigens für die Stiftsruine geschrieben wurden, aufgrund der guten Akustik aber auch musikalische Melodramen und Konzerte, was durch den sich entwickelnden Kurbetrieb noch befördert wurde.
Als Geburtsstunde der Bad Hersfelder Festspiele kann die Goethe-Festspielwoche im September 1949 gelten. Initiiert von wenigen kulturinteressierten Bürgern und unter der Leitung von Franz Ulbrich, zu dieser Zeit Regisseur in Kassel, war sie Wegbereiter für die ab 1951 jährlich stattfindenden Bad Hersfelder Festspiele.
Mysterienspiele nach dem Vorbild von Salzburg sollten es werden, und Johannes Klein, Schüler des großen Max Reinhardt, setzte sich zusammen mit kulturinteressierten Hersfelder Bürgern dafür ein. Unter seiner Intendanz und nicht zuletzt durch seine guten Verbindungen zum Burgtheater, dessen Darsteller im Sommer in Bad Hersfeld auf der Bühne standen, konnten die Festspiele gegründet werden.
Technische und akustische Daten
Seit 1968 überspannt ein 1400 qm großes, bewegliches Zeltdach den Zuschauerbereich bei Regen. Die Masthöhe beträgt 36 Meter, 22 Motoren setzen es in Gang. Das Dach ist strahlenförmig an 14 Seitenzügen befestigt, ohne das alte Gemäuer zu berühren.
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